Mein bildhauerisches Thema ist der Mensch... 

...mit all seiner Widersprüchlichkeit, seiner körperlichen, geistigen und emotionalen Verfasstheit.

 

In der Natur gibt es nichts Absolutes, Unveränderliches. Was der Mensch als Beständiges im Bestehenden zu sehen glaubt, ist nur dessen Oberfläche, die sein Innere oder sein Wesen verbirgt.

 

Im Unterschied zur Natur, die auf dem dynamischen Prinzip Entwicklung, auf Werden und Vergehen beruht, existiert Plastik in unveränderlichem Material. Um für meine Arbeiten eine Lebendigkeit zu gewinnen, wie sie der Natur, insbesondere der organischen entspricht, stelle ich nicht das Abbild einer vorgestellten fertigen Plastik her, sondern folge eher der ihr zugrunde gelegten Idee.


Ich gebe Thema, Material und Werkzeug vor und beginne mit dem Aufbau der künftigen Werkgestalt. Dabei berücksichtige ich Statik und Architektur. Durch Verdrehen und Verkanten von Flächen und Linien gegen die axiale Statik des Materials suche ich, der Plastik den Ausdruck des Lebendigen zu geben. Mit der Beschränkung auf Wesentliches und dem Vermeiden von Überflüssigem strebe ich eine möglichst strenge Form an.

 

Flamenco (2006)
Flamenco (2006)

Je mehr ich mich auf diese Weise meinem Thema nähere, umso mehr lasse ich Entdeckungen und Erkenntnisse zu, die sich, vielleicht zufällig, aus dem Entstehungsprozess ergeben können, wobei auch energische Veränderungen möglich werden. Ich trete also sozusagen ein wenig zur Seite und beginne, die Entwicklung von außen zu beobachten, zu kontrollieren. Thema, Material und Werkzeug gewinnen so immer mehr an Einfluss auf den Fortschritt des Arbeitsprozesses, bis sich endlich eine Figur erschließt, die ich einer immer klarer werdenden Verbindung von Form und Ausdruck zuführe.

Wenn dann irgendwann der entscheidende Moment des Loslassens gekommen ist, muss sich zeigen, ob es mir gelang, dem vorgegebenen Thema (im Sinne der zugrunde liegenden Idee) plastische Lebendigkeit zu verleihen.


Der Betrachter mag nun die Komposition im Raum nachvollziehen in einem Prozess von Erkunden, Lesen und Verstehen. Er könnte Beziehungen von Höhen und Tiefen, von Flächen, Linien und Strukturen verfolgen. Er könnte bemerken, dass die Plastik zwar ein Thema vergegenständlicht, etwas Bestimmtes, Erkennbares darstellt, jedoch ihre Lebendigkeit aus einer anderen Quelle bezieht.

 

Vielleicht findet er, dass das von ihm vermutete Thema doch nicht so eindeutig ist wie es scheint und entdeckt Widersprüchliches, gar Gegensätzliches.

 

Es sind solche Verunsicherungen, die Aufmerksamkeit erregen, Lebendigkeit hervorrufen. Und es ist solche Lebendigkeit, die im Unterschied zur Natur der Plastik als Unveränderlichem eigen ist.

 

Ich glaube nicht, dass perfekte Harmonie oder perfektes Handwerk allein genügen, Kunst zu schaffen. Ungewisses, Widersprüchliches, ja Hintergründiges gehören nach meiner Überzeugung dazu.

 

Die Bildhauerei unterscheidet zwischen Plastik und Skulptur:

die Plastik entsteht aus weichem Material (Ton oder Gips), gewissermaßen "von innen nach außen", wird aufgebaut, modelliert

während die Skulptur von außen nach innen entsteht, aus einem Block harten Materials (Holz oder Stein) 'herausgehauen' wird.

Eine gute Plastik oder Skulptur unterliegt klaren kompositorischen Vorgaben.

 

Im Unterschied zu Zeichnungen oder Gemälden, die sich zweidimensional also in der Fläche entfalten, ist die Arbeit des Bildhauers dreidimensional, ragt in den Raum. Abgesehen von ihrem Inhalt lebt sie durch das Spannungsverhältnis ihrer Strukturen (der Höhen, Tiefen, Kanten und Flächen usw.) zueinander und kann geradezu wie eine Abfolge zahlloser Reliefs erlebt werden. Metall, Holz und Stein sind sehr unterschiedliche Werkstoffe, die deshalb mit unterschiedlichen, jeweils speziellen Werkzeugen bearbeitet werden. Diese Gegebenheiten von Material und Technik sollten auch in der formalen Gestaltung erkennbar bleiben.